An dieser Stelle möchte ich an NICO als Ikone der Rockmusik erinnern. Sie hat von 1940 bis 1947 ihre Kindheit hier in Lübbenau verbracht.

 

Als Christa Päffgen wurde sie am 16. Oktober 1938 in Köln geboren. Bedingt durch die Kriegswirren, zog sie mit ihrer Mutter zu Verwandten nach Lübbenau. Noch Jahre später konnte sie sich an diese Zeit und an aufregende Kinderspiele zwischen Bahnhof und Friedhof erinnern. Weil der Vater im Krieg gefallen sein soll und die Mutter in der Nachkriegszeit eine Arbeit in Berlin fand, zogen sie und Christa dorthin. Das Kind reifte zu einem hübschen jungen Mädchen heran, aus dem ein gefragtes Nachwuchsmodel wurde und das schon als Teenie den Sprung nach Paris wagte. In der Modemetropole modelte Christa für verschiedene Printmagazine und bewegte sich im Künstlermilieu.

 

Indem Christa den Vornamen ihres damaligen Lebensgefährten zu ihrem Künstlernamen NICO adaptierte, machte sie noch mehr auf sich aufmerksam. Daraufhin bekam sie die Möglichkeit, 1960 in Federico Fellinis legendären Film „La dolce Vita“ mitzuspielen. Bei Dreharbeiten zu einem weiteren Film traf NICO auf Alain Delon, von dem sie ein paar Jahre später einen Sohn bekam. Nachdem NICO in New York Unterricht an der renommierten Lee-Strasberg-Schauspielschule genommen hatte, lernte sie in der US-Metropole Andy Warhol kennen. Das Künstlergenie nannte die geheimnisvoll wirkende NICO „Mondgöttin“ und machte sie zur Protagonistin in einem seiner Experimentalfilme.


Die 60er-Jahre waren eine Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs und somit des Experimentierens in Musik, Film, Kunst und Mode. Daher zog es NICO ins „Swinging“ London, wo sie einige berühmte Musiker kennen lernte. Mit Andy Warhols Unterstützung sang sie auf der ersten LP der von ihm gepushten Band „Velvet Underground“ mit ihren herausragenden Musikern John Cale und Lou Reed. Das 1967er-Album „The Velvet Underground and Nico“ avancierte langsam, aber gewaltig zum Klassiker und epochalen Wegweiser für die Rockmusik. NICO begann eine heftige Liebesbeziehung mit Jim Morrison von den „Doors“, die als unheilvolle Liaison in die Geschichtsbücher der Rockmusik einging und mit Jim Morrisons frühem Tod ein tragisches Ende fand.


Neuer Lebensgefährte von NICO wurde der französische Regisseur Philippe Garrel, in dessen avantgardistischen Filmen sie mitspielte. Darüber hinaus lernte sie Harmonium spielen; der klagende Klang dieses Instrumentes passte hervorragend zu NICOs dunkler Stimme. Doch ihr vielseitiges Talent ging in ihrem zunehmenden Drogenkonsum unter. Mit dem Aufkommen des Punkrock bahnte sich 1977 ein musikalisches Comeback an. Die Verehrung vieler Punkmusiker für NICO brachte Siouxsie Sioux von „Siouxsie and the Banshees“ am treffendsten zum Ausdruck: „Sie war wie ein gereifter dunkler Engel.“ Doch das Idol verfiel leider immer mehr den Drogen, die langsam Körper und Psyche zerstörten. In den 80er-Jahren tourte NICO mit wechselnden Bands durch Europa und die USA, nicht wenige Konzerte endeten im Chaos. Infolge eines Fahrradunfalls auf Ibiza starb NICO am 18. Juli 1988 an einem Blutgerinnsel im Gehirn.

 

Ihre bemerkenswerte Schönheit, morbide Ausstrahlung und dunkle Stimme machen NICO unvergesslich, R.I.P.